Können wir wirklich?

Vor knapp zwei Jahren habe ich meinen Internet-Blog, den ich während meines Auslandssemesters in Chicago 2008 geschrieben habe, als Buch veröffentlicht. Es ist mir neulich mal wieder in die Hände gefallen. Genau heute vor 12 Jahren war ich bereits in Chicago. Auch damals ging der US-Wahlkampf in die heiße Phase. Obamas Heimatstadt befand sich bereits im kollektiven Freudentaumel, der „Obamanie“. Es war ein anderes Amerika damals. Und es war eine andere Welt.

Im Vorwort für das Buch schrieb ich 2018: „Heute, nur zehn Jahre später, wissen wir leider, dass sich die Welt in vielen Bereichen ganz anders entwickelt hat als wir uns das im Jahr 2008 noch erhofft hatten. Es scheint fast, als habe sie sich rückwärts gedreht. Auf dem Höhepunkt der „Obamanie“ war die Vorstellung, dass weniger als zehn Jahre nach der Wahl des ersten schwarzen US-Präsidenten rechtspopulistische Parteien weltweit die Parlamente stürmen, dass offen geäußerter Rassismus plötzlich wieder salonfähig ist, dass Mauern gebaut statt abgerissen werden und dass die Welt unter den Trumps, Putins, Erdogans und Orbans aufgeteilt wird, so fern wie eine andere Galaxie.“

Ich schrieb aber auch: „Ich glaube nach wie vor daran, dass eine bessere Welt möglich ist. Doch sie ist kein Selbstläufer. Wir alle müssen etwas dafür tun. Das muss ja nicht gleich in eine „Obamanie“ münden. Aber ein Gemeinschaftsgefühl, ein Gefühl des Aufbruchs und der Glaube daran, etwas zum Guten verändern zu können – das ist möglich, und dieser Glaube kann uns einen. Es hat doch schließlich schon mal geklappt. Yes we could. Yes we can.“

Mittlerweile bin ich mir da ehrlich gesagt nicht mehr so sicher. Aber Hoffnung sollte immer das letzte sein, was man verliert. Fest steht, dass die Welt auch mit dieser anstehenden Wahl an einem Wendepunkt angekommen ist, in jeglicher Hinsicht. Die Berichte, die ich tagtäglich aus meiner früheren Heimat auf Zeit verfolge, machen mich sehr traurig. Umso wehmütiger blättere ich hin und wieder in diesem Zeitzeugnis, das aus einem Universum zu stammen scheint, in dem eine bessere Welt noch greifbar erschien. Es wäre besser gewesen, wir hätten zugepackt, als noch Zeit dafür war.

Das Ebook „Yes We Could“ von Meike Mittmeyer-Riehl gibt es hier bei Neobooks

Das gedruckte Buch „Yes We Could“ von Meike Mittmeyer-Riehl gibt es hier bei epubli

Veröffentlicht von Meike Mittmeyer-Riehl

Mein Name ist Meike, ich bin Anfang 30 und komme aus Südhessen. Ich bin Journalistin und arbeite derzeit halbtags als Pressesprecherin einer Kommune und nebenher freiberuflich für die Zeitungen im VRM-Verlag. Ich liebe es, durch die Welt zu reisen, Neues zu entdecken, in Pfützen zu springen, stundenlang in die Sterne zu schauen, bei Rockkonzerten laut mitzusingen und meine Katze zu streicheln.

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