Abschiedsbrief an Kira

Meine liebste Kira,

ich hätte dir diesen Brief gern vorgelesen, als du noch da warst. Aber ich bin nicht rechtzeitig fertig geworden. Ja, ich habe die Deadline verpasst. Eigentlich ein No-Go im Journalismus. Früher, als ich noch bei der Zeitung war, wäre also eine leere Stelle erschienen, dort, wo mein Text hätte sein sollen. Geht gar nicht. Dafür möchte ich mich aufrichtig bei dir entschuldigen. Allerdings hatte ich einen, wie ich finde, guten Grund. Dein Tod kam – obwohl absehbar – am Ende doch so schnell, so brutal und mit solch einer Wucht, dass selbst meine flinken Finger, die du manchmal misstrauisch beäugt hast, wenn sie krachend laut über die Computertastatur flogen, nicht schnell genug hinterherkamen, um all das aufzuschreiben, was ich dir noch erzählen wollte. Eigentlich brauche ich dir das auch gar nicht zu erzählen, denn du hast schließlich alles selbst miterlebt. Oder das Meiste zumindest. Die letzten paar Abschnitte nicht, fürchte ich, aber die hast du vielleicht doch von irgendwo aus beobachtet, aus einer anderen Perspektive. Ich weiß es nicht und werde es leider nie erfahren.

Aber ich wollte dich mit diesem Abschiedsbrief wissen lassen, was für eine liebenswürdige, besondere, außergewöhnliche, wundervolle, bildhübsche Katze du warst und wie unfassbar schwer der Abschied von dir war. Bei diesen schmeichelnden Worten hättest du dich an meinen Knien gerieben, als wollest du mir sagen: Mehr davon, mehr davon. Ja, ihr Katzen liebt es, umgarnt und geschmeichelt zu werden, ich weiß. Fast so sehr, wie ihr eure Lieblings-Leckerlies liebt (in deinem Fall: Felix Knabbermix, Geschmacksorte Grillspaß). Und so will ich dir diesen Brief nun einfach vorlesen, obwohl du schon fort gegangen bist. Und ich stelle mir vor, wie du an den jeweiligen Stellen reagiert hättest. Das schreibe ich auch mit auf. Um die Übersicht zu wahren, formatiere ich diese Passagen kursiv. Schräg, oder? Im wahrsten Sinne des Wortes. Wir Menschen sind halt so: komisch, widersprüchlich. Manchmal wendet ihr uns völlig zu Recht euren Po zu und geht eurer Wege. Aber andererseits scheinen wir auch sehr oft sehr viel richtig zu machen. Nun, jetzt geht es aber wirklich los.

Ich liege auf der Couch und du sitzt neben meinen Füßen, stolz und aufrecht. Deine Vorderpfötchen sind in einer perfekten Linie eng nebeneinander abgestellt, ich habe diese Sitzhaltung immer gern „Vasen-Position“ genannt. Du siehst nämlich aus wie eine perfekt gefertigte Porzellan-Katze. Deine großen, hellgrünen Augen schauen mich erwartungsfroh an.

Du hast uns um den Finger gewickelt. Und nicht nur uns.

Ich beginne am besten: ganz am Anfang. Damals, als wir dich noch nicht hatten. Es war das Jahr 2012. Dennis und ich waren 25 Jahre jung, fühlten uns aber plötzlich so viel älter. Als wären wir über Nacht erwachsen geworden, gezwungenermaßen. Der 17. März 2012 hatte unser beider Leben auf tragische Weise für immer verändert. Ich hatte an diesem Tag einen Schlaganfall – aus heiterem Himmel, als junge, gesunde, sportliche Nichtraucherin. Meine Halsschlagader war beim Tennisspielen eingerissen – eine sogenannte spontane Dissektion – und hatte einen Gefäßverschluss im Gehirn verursacht. Ich hatte großes Glück und trug keine körperlichen Schäden zurück. Dennoch hat meine Erkrankung alles verändert, zumal nie geklärt werden konnte, warum meine Ader riss.  Wenn man in so jungen Jahren, in denen einem die Welt eigentlich offensteht, plötzlich mit dem Tod und der eigenen Vergänglichkeit konfrontiert wird, dann macht das etwas mit einem. Im negativen wie im positiven Sinne. Die positive Folge dieses einschneidenden Erlebnisses war, dass wir beschlossen, unsere Träume nicht immer auf ein „Morgen“ oder ein „Irgendwann“ zu verschieben, das vielleicht niemals kommt, sondern sie nach Möglichkeit sofort in ein „Jetzt“ zu verwandeln. Wir reisten in den folgenden Jahren an Orte, von denen wir immer geträumt hatten, auf die Galápagos-Inseln etwa…

Okay ich sehe schon, das Thema Reisen ist für dich längst nicht so spannend wie für mich. Du gähnst mir unverhohlen ins Gesicht; reißt dein Mäulchen auf, in dem sich deine lange, rosafarbene Zunge kräuselt. Dann blinzelst du müde, drehst dich einmal um die eigene Achse und lässt dich halb zusammengerollt wie ein Croissant nieder. Dein Kopf bleibt noch aufgerichtet, aber deine Augen sind jetzt geschlossen. Jeder, der eine Katze hat, weiß, dass es zwischen Wachen und Schlafen ungefähr 50.000 verschiedene Bewusstseinszustände gibt: das Ruhen, das Dösen, das Dämmern… ich weiß also ganz genau, dass du mir noch zuhörst, deine Ohren sind ganz aufmerksam und zucken in alle Richtungen. Also lese ich weiter.

Zurück in unser Schicksalsjahr 2012. Ich hatte mir schon immer eine Katze gewünscht. Ich liebte die Anmut dieser Tiere, wusste aber gleichzeitig, was für eine große Verantwortung solch eine Entscheidung mit sich bringt. Jetzt, nach dem Trauma meiner schweren Erkrankung, wollte ich mir diesen Wunsch aber unbedingt erfüllen. Im September zogen Dennis und ich in unsere erste gemeinsame Wohnung. Nach den ersten paar Monaten der Eingewöhnung gingen wir das Katzen-Thema ernsthaft an und vereinbarten einen Termin in unserem örtlichen Tierheim. Es war ein kalter, grauer Tag Anfang Dezember. Eine Mitarbeiterin führte uns durchs Katzenhaus, in dem sich unzählige Samtpfoten auf Kratzbäumen, Kissen oder in Höhlen tummelten. Manche streiften gleich zutraulich um unsere Beine, als wir den Raum betraten, andere beäugten uns misstrauisch. Wir waren angesichts der großen Zahl an Tierchen erstmal völlig erschlagen und überfordert. Alle süß, ja, aber wie sollte man sich da bloß entscheiden? Alles war uns zu laut, zu hektisch und zu gezwungen. Irgendwie kamen wir uns albern und unbehaglich dabei vor, aus der Menge heraus eine Katze auswählen zu müssen, so wie man sich unter dem Druck einer riesigen Warteschlange eine von unzähligen Geschmackssorten in der Eisdiele aussuchen muss. Dennis und ich schauten uns ratlos an. „Was ist denn mit den Katzen da hinten?“, fragte er schließlich die Mitarbeiterin und deutete in Richtung des Gangs, den wir gerade entlanggelaufen waren. Er war von Gittertüren gesäumt gewesen. „Da haben wir auch noch einige Katzen in Einzelhaltung, da sie sich mit den anderen nicht so gut verstehen. Wir können gern dort gucken gehen“, sagte die Mitarbeiterin. Na toll, die Soziopathen-Katzen, war mein erster Gedanke. Wollten wir das wirklich riskieren, eine beziehungsunfähige Katze? Dennoch folgten wir der Frau zurück in den Gang mit den Einzelgehegen. Die meisten Katzen versteckten sich so gut es ging in den Ecken ihrer Käfige, andere dösten vor sich hin. Nur an einem dieser Gitter rieb sich ein zartes, schwarz-braun-rot-weiß getigertes, pelziges Etwas und gurrte, als wollte es ganz dringend auf sich aufmerksam machen, bevor wir vorbeigeeilt waren. Das warst du.

Liebe auf den ersten Blick – äh Schleck?

Ja, wir hatten vorher von diesen klischeehaften Geschichten gehört, dass sich das Tier sein Menschlein aussucht und nicht umgekehrt. Wir hatten das immer als Kitsch abgetan. Aber es stimmte. Du hast uns an jenem grauen Dezembertag ausgesucht, nicht wir dich. Du hörtest damals noch auf den merkwürdigen Namen „Veltine“. Die Tierheim-Mitarbeiter*innen hatten es irgendwann sattgehabt, jede Fundkatze „Lily“ oder „Mimmi“ zu nennen, darum erlaubten sie sich hin und wieder eine Art launische Kreativität. Als du im Oktober 2012 ins Tierheim gekommen warst, wurden gerade alle Neuankömmlinge nach Biersorten benannt. Wie deine zwei Jungen hießen, mit denen du damals gemeinsam angekommen warst, haben wir nie erfahren. Man sagte uns nur, dass sich für die beiden Babys sofort neue Besitzer*innen gefunden hatten. Du – mit deinen anderthalb bis zwei Jahren zwar noch jung, aber eben schon ausgewachsen und damit offenbar unattraktiv für viele Interessenten –  warst seitdem allein in deinem Gehege, weil du dich mit den anderen Katzen nicht vertragen hast. Vielleicht, weil deine mütterlichen Beschützerinstinkte noch so stark ausgeprägt waren. Obwohl wir also ein Auge auf dich und eigentlich auch schon unser Herz an dich verloren hatten, verließen wir das Tierheim an diesem Tag noch ohne Katze, da wir nach den vielen Eindrücken eine Nacht darüber schlafen wollten, um uns ganz sicher zu sein. So eine Entscheidung für ein Tier kann man nun mal nicht leichtfertig treffen, schließlich ist sie eine für sehr lange Zeit, im besten Fall ein gesamtes Katzenleben, also wenn es gut läuft 15 Jahre oder mehr. An dem Montag nach unserem Besuch im Tierheim stand unser Entschluss felsenfest. Ich weiß noch, dass ich gerade auf dem Parkplatz der Zeitungsredaktion stand, bei der ich damals Volontärin war, als ich die Nummer des Tierheims wählte. Ich wollte dich unbedingt für uns sichern, sobald die Sprechzeit begann, damit uns nicht doch noch jemand zuvorkam.
„Ist die Veltine noch da?“, fragte ich, plötzlich etwas nervös.
„Ja, die ist noch da“, kam die prompte Antwort.
„Dann möchte ich sie gerne für uns reservieren.“

Du legst dein Köpfchen jetzt zufrieden auf deinen Vorderpfoten ab, erreichst den nächsten Bewusstseinszustand auf der Schwelle zum Schlafen. Deine Ohren bleiben aber aufmerksam. Dir gefällt offenbar, was du hörst. Keine Angst, ich habe noch mehr Schmeicheleien für dich.

Kurz vor Weihnachten 2012 holten wir dich zu uns nach Hause und tauften dich Kira. „Da habt ihr euch die Liebste ausgesucht“, sagte die Tierheim-Mitarbeiterin bei der Abholung. Wie recht sie doch haben sollte! Ein paar Tage zuvor hatten wir uns im Tierladen eine Katzen-Grundausstattung gekauft: Kratzbaum, Näpfe, Spielzeug, Katzenklo, Streu, Nass- und Trockenfutter, Deckchen… wir beide hatten keinerlei Katzen-Erfahrung und hofften, viel hilft viel. Ich hatte zur Vorbereitung mehrere Katzen-Ratgeber gelesen. Sie alle hatten eins gemeinsam: Die Katze würde sich, sobald man sie zu Hause aus der Transportbox ließ, mit sehr großer Wahrscheinlichkeit erst einmal unter dem Sofa oder dem Bett verschanzen und sich eine ganze Weile nicht blicken lassen. In diesem Punkt schienen sich sämtliche Ratgeber völlig einig zu sein. Nun, wie soll sich sagen – es waren Ratgeber über Katzen, aber keine Ratgeber über Kiras. Denn du warst ganz anders. Du kamst aus deiner Transportbox aufrecht, stolz und neugierig schnuppernd heraus, kein bisschen ängstlich. Es war eher, als kämst du nach längerer Zeit nach Hause zurück, nicht, als würdest du in ein komplett neues Zuhause einziehen. Schon nach wenigen Minuten ließest du dich – plumps – mit einem Purzelbaum vorwärts auf den Teppich fallen und von uns durchkraulen. Dieser Teppich war fortan dein „Begrüßungs-Teppich“, auf dem du dich immer lang machtest, wenn wir nach Hause kamen und du deine Portion Streicheleinheiten einfordertest. Gleich in der ersten Nacht sprangst du zu mir ins Bett. Ich weiß, dass ich früher einmal sehr ambivalent gegenüber der Frage gewesen war, ob Tiere im Bett schlafen sollten oder nicht. Aber das Thema war an diesem Abend ein für allemal geklärt, eins zu null für dich. Und schon nach der ersten Nacht konnte ich mir nicht mehr vorstellen, wie ich je ohne warmes, schweres Bündel auf Beinen, Bauch oder Brust einschlafen sollte (im Urlaub hatte ich tatsächlich oft Einschlafprobleme, weil du nicht da warst!) Du warst von Anfang an so herzallerliebst, Kira. Und noch viel flauschiger und hübscher als ich dich aus dem Tierheim in Erinnerung hatte. Mit deinen langen, spitzen Ohren und dem rötlichen Schimmer in deinem gescheckten Fell sahst du aus wie ein kleiner Luchs, und manchmal nannte ich dich tatsächlich so. Im Laufe der Jahre sollten viele weitere Spitznamen dazukommen. Ich habe neulich mal versucht, alle zusammenzutragen. Bei 60 habe ich aufgehört zu zählen. „Die 9 Milliarden Namen Kiras“, scherzte ich manchmal in Anlehnung an eine Kurzgeschichte des von mir hochgeschätzten Science-Fiction-Autors Arthur C. Clarke. 

Du hebst leicht dein Köpfchen und beginnst, dir genüsslich deine rechte Vorderpfote zu schlecken. Die Haut auf den Unterseiten deiner Tatzen hat – genauso wie dein wunderbar weiches Fell – mehrere Farben, sie ist bunt gescheckt. Am liebsten möchte ich in diese zarten, weichen Fußballen hineinbeißen, so süß sehen sie aus. Aber das überlasse ich dann doch dir, während du dich gründlich pflegst. Menschenspucke ist nicht so euer Ding. „Sie ist eine sehr reinliche Katze“, hatte die Frau im Tierheim uns gesagt. Das stimmt. Selbst für eine Katze putzt und wäschst du dich ungewöhnlich häufig.

Ich würde mich so gern an noch mehr Details unserer allerersten gemeinsamen Tage erinnern, aber ich tue es leider nicht, die Erinnerungen verschwimmen zu einem großen Ganzen. Was ich allerdings weiß ist, dass wir drei von Anfang an eine Einheit bildeten, ein Rudel. Und dass du uns beiden blutigen Katzen-Anfängern den Einstieg so leicht gemacht hast wie nur irgend möglich. Du warst nämlich nicht nur zweifellos die süßeste und hübscheste, sondern auch die liebste Katze der Welt. Du sprangst nicht auf Tische, du kratztest nicht an Sofas oder Tapeten, du nutztest dein Katzenklo von Anfang an vorbildlich und schliefst nachts, wenn wir schliefen. Und du folgtest uns auf Schritt und Tritt, warst immer für eine Runde Schmusen und Spielen zu haben, hattest nie schlechte Laune. Manchmal fragten wir uns ernsthaft, warum du so brav warst und noch viel mehr: Warum zur Hölle jemand eine so liebe, unkomplizierte Katze, noch dazu mit ihren beiden Jungen, einfach ausgesetzt hatte. Vielleicht warst du einfach nur unendlich dankbar dafür, dass wir dich aufgenommen, dir eine Chance gegeben hatten, nachdem dich im Tierheim monatelang niemand wollte? Du hast es uns leider nie verraten. Es wird für immer eines deiner vielen Geheimnisse bleiben.

Du warst uns einfach nur unendlich dankbar. Und wir unendlich dankbar für dich.

Für uns war von Anfang an klar, dass wir dir Freigang ermöglichen wollten. Schließlich arbeiteten wir beide Vollzeit und hätten ein schlechtes Gefühl dabei gehabt, dich den ganzen Tag allein zu lassen. Doch die ersten paar Monate nach dem Einzug in ein neues Zuhause müssen Katzen nun mal drin bleiben, um sich an ihre neue Umgebung zu gewöhnen. An diesem Punkt kam unsere Vermieterin Frau Schneider ins Spiel. Sie hatte bei früheren Mieterverträgen nie Tiere geduldet, doch uns zuliebe hatte sie bei unserem Einzug wenige Monate zuvor einen Passus ergänzt, der uns die Haltung einer Katze erlaubte. Zu ihrem großen Glück, denn auch wenn sie es sich damals wohl nie hätte träumen lassen, bereichertest du auch ihr Leben bald ganz gewaltig. Frau Schneider war von der ersten Sekunde an total in dich verliebt. Sie hat vier erwachsene Kinder und acht Enkel, trotzdem fand sie immer noch genügend Zeit, dich nach Strich und Faden zu verwöhnen und zu bemuttern. Sie erzählt heute noch voller Wonne davon, dass du manchmal zu ihr auf die Couch gesprungen bist, um ihr die Füße zu wärmen. Du hast sie einfach um den Finger gewickelt, so wie du jeden um den Finger gewickelt hast. Selbst meine Eltern, bis dato ihr Leben lang katzenlos, nahmen ein paar Jahre später eine Tierheim-Katze bei sich auf. Das war dein Einfluss, Kira. Jeder ist dir sofort verfallen, es ging gar nicht anders.

Du bist immer noch mit deiner gründlichen Katzenwäsche beschäftigt. Leckst dir die Brust, den Bauch, den Rücken. Zum Schluss schleckst du dir dein rechtes Pfötchen nass und wächst damit dein Gesicht bis hinauf zur roten Strähne mitten auf deinem Kopf, die wir immer deine „Glückssträhne“ nannten. Wer hat sich nicht schon mal gewünscht, beweglich und agil wie eine Katze zu sein, nur ein einziges Mal? Ich betrachte dich eine Weile liebevoll, dann lese ich weiter.

Im Frühjahr 2013 hatte sich unser Alltag mit dir gut eingespielt und die Zeit war reif für deinen ersten Freilauf. Der entwickelte sich allerdings zu einem totalen Desaster und ich dachte, ich hätte dich nach nur wenigen Monaten für immer verloren und als frisch gebackene Katzenmutter komplett versagt. Wir ließen dich an einem milden Sonntag raus in die weite Welt. Ohne Scheu und mit sichtbarem Stolz begannst du, wie eine Tigerin dein Reich zu durchstreifen und warst bald, schwups, um die nächste Straßenecke verschwunden. Wir blieben mit einem mulmigen Gefühl zurück, redeten uns aber immer wieder gut zu: Sie weiß, wo sie zuhause ist. Wir haben sie lang genug drin behalten und eingewöhnt. Sie findet den Weg zurück. Stundenlang fehlte von dir jede Spur. Irgendwann wurden wir wirklich unruhig und begannen, die Nachbarn zu fragen, ob sie dich gesichtet hatten. „Sie ist ja noch ganz neu hier, vielleicht hat sie sich verlaufen. Oder ihr habt sie versehentlich in der Garage eingesperrt?“ Doch niemand hatte dich gesehen. Wenig später brüllte eine Nachbarin, die schon beim normalen Gespräch eine so laute Stimme hat, dass man den Drang verspürt, sich die Ohren zuzuhalten: „MEIKE! ICH HAB EURE KATZE!“  Und da kam sie mir entgegen mit einer wild zappelnden und verängstigten Kira im Arm. „Alles gut, sie hat nichts, aber ich dachte, ich schnappe sie mal besser!“, schrie die Nachbarin, obwohl ich jetzt direkt vor ihr stand. Erleichtert nahm ich dich an mich und brachte dich schnell hoch in die Wohnung. Auf den ersten Blick sahst du unverletzt aus, wirktest nur völlig aufgedreht und betrunken von einer Überdosis Freiheit, was aber nicht verwunderlich war nach langen Monaten im Tierheim und dann in unserer Wohnung. Erst abends beim Streicheln bemerkten wir, dass du zu knurren begannst, wenn wir dich an einer bestimmten Stelle an der Seite berührten – und entdeckten Bissspuren, die dein dichtes Fell bislang komplett verborgen hatte. Also ab zum Not-Tierarzt (es war ja Sonntagabend), der dir Antibiotika spritzte. Du hattest dich bei deinem ersten Ausflug irgendwo mit einer anderen Katze, vielleicht auch einem Kater, angelegt. Jedenfalls half dir dieses Erlebnis offenbar dabei, die Grenzen deines Reviers abzustecken und auch einzuhalten: In die Richtung, aus der die laut brüllende Nachbarin mir entgegenkam, gingst du von diesem Tag an nie wieder – und beschränktest dein Revier auf die vielen angrenzenden Gärten und den Spielplatz direkt neben unserem Wohnhaus.

Drinnen eine Samtpfote, doch draußen eine Tigerin.

Eine Katze braucht Freigang. Davon bin ich fest überzeugt, seitdem ich dich draußen beobachtet habe. Drinnen in der Wohnung warst du ein anhängliches, zartes, verschmustes Kätzchen. Draußen hingegen warst du eine Tigerin. Kein Baum war zu hoch, kein Mäuschen zu schnell. Eine Katzentreppe aus Holz, die Dennis und ein Freund für dich bauten, ermöglichte dir bald einen noch einfacheren Abstieg von unserer Wohnung im ersten Stock hinunter in die Welt. Der tägliche Kontrollgang durch dein Revier musste immer sein, um fremde Katzen fernzuhalten. Die hast du nicht geduldet in deinem Reich und schrecktest nicht davor zurück, dich mit doppelt so großen und schweren Katern anzulegen. Verletzungen trugst du (abgesehen von dem Biss beim ersten Freilauf) zum Glück nie davon, auch sonst warst du nicht viel krank. Ab und zu mal ein Schnupfen oder eine Blasenentzündung. Vor etwa einem Jahr wurde felines Asthma diagnostiziert, das wir mit einem Spray gut eingestellt bekamen. Was soll ich sagen, Kira? Es hätte einfach ewig so weitergehen können. Aber das Schicksal hat anders entschieden.

Unsere Zeit zusammen war kurz, zu kurz, aber dafür intensiv. Du hast alles miterlebt: Die frühe Phase in unserer ersten gemeinsamen Wohnung, die Genesung von meiner eigenen schweren Erkrankung, unsere Verlobung und Hochzeit, viele Jobwechsel, Anfang dieses Jahres dann den Umzug in unser Eigenheim, ein harter Einschnitt für ein ortsbezogenes Wesen wie eine Katze, den du aber so toll bewältigt hast. Man nennt diese Jahre zwischen Mitte 20 und Ende 30 auch „Rushhour des Lebens“, und du warst mit uns mitten drin in dieser heißen Phase. Rückblickend sind die Jahre nur so an uns vorübergezogen wie im Fieberrausch. Du hast uns wachsen und auch irgendwie erwachsen werden sehen. Und immer warst du dabei ein Spiegel dieser jeweiligen Zeit und vor allem unserer eigenen Gefühle und Gemütslagen. Ich wollte dich alt werden sehen, meine Süße. Mit deinen zehn Jahren nähertest du dich so langsam dem Seniorenalter, auch wenn du äußerlich noch jung und frisch wie eh und je aussahst. Wir wollten dir den Übergang ins Renten-Dasein so leicht wie möglich gestalten. Erst vor einem halben Jahr haben wir dir einen neuen Zweit-Kratzbaum gekauft, mit größerer Liegefläche und mehreren Stufen als Aufstiegshilfe. Ein Senioren-Modell sozusagen, dein „Mercedes“, wie wir ihn bald nur noch nannten. Du warst gesund und putzmunter und alle Zeichen deuteten in Richtung eines tollen, entspannten Katzen-Ruhestandes. Wir ahnten nicht, wie schnell und brutal sich all diese rosigen Aussichten schon sehr bald in Luft auflösen würden. 

Deine umfangreiche Katzenwäsche ist mittlerweile beendet und du gehst in die nächste Ruhephase über. Du liegst immer noch im Croissant, doch deine Vorderbeine sind jetzt weit nach vorn ausgestreckt und dein Kopf ruht dazwischen, das Kinn auf der Couch abgelegt. Du blinzelst mich müde und zufrieden an und atmest tief durch. Dich so zu sehen ist das Entspannendste, was es überhaupt gibt, wirkungsvoller als jedes Autogene Training. Wie viele Male habe ich einfach so auf der Couch gesessen und dir beim Einschlafen zugesehen? Ich weiß es nicht, aber ich wünschte, ich könnte mich an jede einzelne Sekunde davon erinnern.

Genau hier, auf dieser Couch, entdeckte Dennis am Abend des 21. Juni 2021 beim Schmusen einen Knubbel an deinem Bauch, sehr weit vorne rechts in Richtung Achselhöhle. „Könnte vielleicht ein geschwollener Lymphknoten sein“, sagte er, klang aber zweifelnd. „Soll ich mal googeln?“, fragte ich besorgt. „Besser nicht“, sagte er, „du weißt doch, was dabei rauskommt, wenn man Knubbel googelt.“ Genau. Krebs. Statt zu googeln, vereinbarte ich also direkt am nächsten Tag einen Termin beim Tierarzt, der sofort hellhörig wurde und mich noch für denselben Nachmittag zu sich bestellte. „Das fühlt sich leider nach einem Tumor an“, sagte er ohne Umschweife, nachdem er dich abgetastet hatte. „Den sollten wir unbedingt herausholen und näher untersuchen.“ Eine Woche später stand die schwere Tumor-OP an. Obwohl alles auf ein bösartiges Krebsgeschwür hindeutete, klammerte ich mich an das letzte Restchen Hoffnung, dass es vielleicht doch ein seltener, gutartiger Tumor war, der entfernt werden konnte und alles war wieder gut. Als ich dich mittags nach der OP wieder abholen konnte, dämpfte der Tierarzt diese Hoffnung jedoch noch weiter: „Leider war der Tumor schon sehr groß, fast 4cm.“ Von außen war das nicht spürbar gewesen, dort hatte er sich wie ein kleines Knöpfchen, eher erbsengroß, angefühlt. Er war tief nach innen in Richtung deines Oberarmmuskels gewachsen. „Wir schicken die Probe ein, dann wissen wir mehr“, sagte der Tierarzt.

Wider Erwarten erholtest du dich nach der Operation erstaunlich schnell und gut. Der Tierarzt hatte mich noch vorgewarnt, dass die Wunde aufgrund des großen Schnitts und der ungünstigen Lage direkt unter der Achsel wahrscheinlich sehr schlecht heilen würde. Das Gegenteil war der Fall. Schon wenige Tage nach der OP sprangst und ranntest du wieder durchs Haus, auch wenn du das eigentlich noch gar nicht solltest. Eine energiegeladene Katze lässt sich aber eben nur schwer im Zaum halten – wie soll man einer Katze das Springen verbieten?! Der Arzt war beim Fädenziehen vom Heilungsfortschritt begeistert. Es war schon wieder ein zarter Flaum Fell nachgewachsen und die Narbe hell und glatt. Unsere Hoffnung auf ein gutartiges Geschwür wurde mit dem nun vorliegenden Bericht aus der Pathologie aber leider endgültig zunichte gemacht: Infiltrativ wachsendes Adenokarzinom der Mamma, also Brustkrebs. Eine der aggressivsten und tödlichsten Krebs-Formen bei Katzen überhaupt. Prognose: „sehr vorsichtig“. Immerhin: Metastasen in der Lunge waren auf dem Röntgenbild noch nicht zu erkennen. Der Arzt machte uns dennoch keine großen Hoffnungen. Wir sollten uns auf das Schlimmste einstellen, riet er. Tumoren dieser Art wachsen oft innerhalb weniger Wochen nach. Oder wandern zügig in die Lunge, selbst wenn jetzt noch keine Metastasen zu erkennen waren. Die Lebenserwartung betrug bei dieser Krebsart oft nur wenige Wochen bis Monate. „Beobachten Sie einfach weiter, wie es ihr geht“, riet unser Haus-Tierarzt. „Und achten Sie darauf, ob sie schlecht Luft bekommt.“ Viel mehr als abwarten konnten wir nicht. Wir vereinbarten einen Termin in einer Tierklinik spezialisiert auf Onkologie, um vielleicht mit einer Chemotherapie noch vorhandene Krebszellen zu zerstören, doch die Wartezeit betrug sechs Wochen.

Es hätte einfach ewig so weitergehen können. Aber das Schicksal hat anders entschieden.

Entgegen aller schlimmsten Befürchtungen kannte deine Lebensfreude in den Wochen nach der OP keine Grenzen mehr. Du warst ausgelassener und fröhlicher als je zuvor, so schien es. Fast jeden Tag schlepptest du Beute an, meist lebend, und wir ließen die armen Tierchen wieder frei. Wir schöpften große Hoffnung aus dieser positiven Entwicklung. Vielleicht war bei dir ja doch alles ganz anders und der Krebs war erst einmal zurückgedrängt?! Aus all der Perspektivlosigkeit und Verzweiflung erwuchs plötzlich eine neue, zarte Hoffnung, die uns Auftrieb gab. Doch eine Woche vor dem Termin in der Krebsklinik ging es dir plötzlich schlechter. Du hattest nicht mehr so viel Appetit wie sonst und zogst dich häufiger nach oben in Dennis‘ Büro zurück, ein Raum, den du bisher nie sonderlich beachtet hattest. Ein paar Tage später stellten wir fest, dass du nicht normal atmetest. Dein Atem ging viel zu schnell und wirkte angestrengt, es war nicht das ruhige, gleichmäßige Heben und Senken deines Brustkorbes, sondern eher ein angespanntes Pumpen. Am Montag vor dem Termin in der Onkologie hielt ich es nicht mehr aus und fuhr mit dir in eine Not-Tierklinik in der Nähe. Du wirktest jetzt regelrecht apathisch. Diagnose: Thoraxerguss, also Wasser im Brustkorb. „Das bedeutet, ihre Lunge wird zusammengedrückt und kann sich nicht mehr richtig entfalten“, erläuterte die Ärztin, die auch Kira hieß. „Darum atmet Kira jetzt mit der Bauchmuskulatur, um das auszugleichen und genügend Sauerstoff zu bekommen.“ Dann zeigte sie mir das Röntgenbild von deiner Lunge. „Hier sind auch einige Schatten zu erkennen“, sagte die Ärztin, „wahrscheinlich Metastasen.“ Der Krebs hatte also gestreut. Wie er es meist tat bei dieser aggressiven Krebsart. Die Ärztin spritzte dir Cortison und ein entwässerndes Mittel. Sie riet uns, den Termin in der Onkologie morgen dennoch wahrzunehmen. „Dennoch“ – das klang schon so, als ob es eigentlich keine Hoffnung mehr gäbe.

Ich streiche über dein glattes, glänzendes Fell und du fängst leise an zu schnurren. Bitte verzeih mir, dass ich dich in deinen letzten Tagen noch zu so vielen Ärzten geschleppt habe. Ich weiß, was für ein Stress das für dich war. Aber ich wollte nichts unversucht lassen, hörst du? Ich wollte, dass dir jemand hilft. Ich wollte, dass es dir besser geht. Verstehst du das? Zur Bestätigung kommt ein zartes, kaum hörbares Gurren. Dein Kira-Gurren. Vielleicht habe ich es mir auch nur eingebildet. Ich verbuche es dennoch als Bestätigung. Also lese ich jetzt weiter.

Am nächsten Tag, einem Dienstag, fuhren wir wie geplant in die Onkologie der Tierklinik Hofheim. Die Ärztin nahm sich viel Zeit und untersuchte dich gründlich, auch ein weiteres Röntgenbild wurde gemacht. An der furchtbaren Diagnose konnte aber auch die Katzenkrebs-Expertin nichts mehr ändern. Sie erklärte mir, dass du für jeden weiteren Therapieversuch zu schwach und zu krank warst. Der Krebs hatte sich schon zu tief in deine kleine Lunge gefressen. „Diese Krebsart ist leider sehr, sehr aggressiv und streut fast immer in die Lunge. Bei Kira war der Tumor auch leider schon sehr groß“, erklärte die Ärztin mir noch einmal, was ich bereits wusste.  „Auch wenn wir direkt nach der OP mit einer Chemo begonnen hätten, hätten wir nicht viel Zeit gewinnen können.“ Sie gab mir einige Packungen Cortisontabletten. „Vielleicht hat sie damit noch ein paar ganz gute Tage.“ Tage. Es ging nur noch um Tage.

Die Cortisontabletten halfen dir leider nicht sonderlich. Im Gegenteil, jetzt kam zu deiner Appetitlosigkeit auch noch ein wässriger Durchfall alle paar Stunden hinzu. Trotzdem warst du immer noch unsere großartige, fröhliche Kira. Schwächer als sonst (du hattest mittlerweile Schwierigkeiten, die Treppe hochzukommen, über die du sonst immer so federleicht geschwebt warst), aber immer noch mit dem gleichen, munteren Blick, deinen hellgrünen, wachen Augen, den wie zu einem Lächeln nach oben gezogenen schwarzen Lippen… Du wolltest auch immer noch hinaus in dein Revier und ich brachte es nicht über das Herz, dir diesen Wunsch auszuschlagen. Auch wenn ich wirklich Angst davor hatte, dass du irgendwo draußen im hohen Gras vor Erschöpfung zusammenbrechen und es nicht mehr nach Hause schaffen würdest. Aber sollte ich meine arme, todkranke Katze jetzt auch noch einsperren? Nein, das ging nicht. Du zogst langsam deine Runden durch dein Revier, tapfer und kämpferisch wie eh und je. So warst du eben, stolz wie eine Tigerin. Deine körperliche und mentale Stärke angesichts deines desolaten Zustands war einfach nur bewundernswert.

Selbst mit störendem Body nach der Tumor-OP war Katzen-Yoga noch möglich.

Am Donnerstag der gleichen Woche ließen wir eine mobile Tierärztin kommen, um uns eine weitere Meinung einzuholen. Dich in die Transportbox zu stecken und erneut in eine Klinik zu fahren, wäre angesichts deiner Atemnot und der Durchfälle eine zu hohe Belastung gewesen. „Ich würde nicht mehr bis nächste Woche warten“, sagte die Tierärztin, nachdem sie dich gründlich abgehört hatte. „Sie hat jetzt schon Atemprobleme und bei einem Thoraxerguss kann sich der Zustand sehr schnell sehr stark verschlechtern. Dann würde sie qualvoll ersticken“, sprach sie die knallharte Wahrheit aus, ohne zu beschönigen. Sie schlug vor, am Samstagmittag zu kommen, um dich hier zu Hause in deiner gewohnten Umgebung zu erlösen. Es klingt komisch, aber bei aller Trauer und Verzweiflung empfand ich beim Vereinbaren dieses Termins auch so etwas wie eine diffuse Erleichterung. Ich spürte ja, wie sehr du schon jetzt leiden musstest. Und dass es keine Aussicht auf Heilung mehr gab. Deine Erlösung war die einzig richtige, humane Entscheidung. Bald würdest du es überstanden haben, meine kleine tapfere Kämpferin.

Doch am Morgen des 4. September, an deinem geplanten Todestag, kamen mir auf einmal große Zweifel. Was, wenn wir doch einen schrecklichen Fehler begangen hatten? Du wirktest heute munterer und kräftiger als an den Tagen zuvor. Der Durchfall hatte vor etwa 24 Stunden aufgehört und du hattest einen verhältnismäßig guten Appetit. Deine Bewegungen waren nach wie vor langsamer als gewöhnlich und dein Atem ging schnell und pumpend, doch deine Augen waren groß und wach, dein Gesicht offen, freundlich und fröhlich, so wie wir es von dir gewohnt waren. Alles in mir zog sich zu einem einzigen schmerzhaften Krampf zusammen, während ich dich dabei beobachtete, wie du dich an der Terrassentür hochstrecktest, weil du unbedingt hinaus in dein Revier wolltest. Verständnislos darüber, warum du heute eingesperrt bleiben musstest, schauten mich deine großen, hellgrünen Augen flehend an. „Ich kann doch nicht meine Katze umbringen lassen!“, dachte ich und spürte die Panik in mir aufsteigen wie einen eisigen, wandernden Gletscher, „diese wunderbare, perfekte Katze, die auf den ersten Blick völlig gesund und munter aussieht? Das ist doch Mord! Einfach Mord!“ Ich verspürte das dringende Bedürfnis, dich in die Box zu stecken und mit dir wegzufahren, irgendwohin, dich einfach nur in Sicherheit zu bringen, es war doch meine Pflicht, oder? Ich musste dich schützen. Vor uns. Wir waren Monster. Monster!!! Und gleichzeitig war ich wie gelähmt und völlig außer Stande, auch nur irgendetwas zu unternehmen.

Der Vormittag kroch mühsam dahin, ich wandelte wie in einer Art Trance durchs Haus, überprüfte jede Uhr in jedem Zimmer. Sie alle gingen zu langsam, es konnte einfach nicht sein, dass sich ein Vormittag jemals so sehr in die Länge gezogen hatte. Ich fühlte mich wie beim Warten auf das Jüngste Gericht. Als wärst nicht du diejenige, die hingerichtet werden sollte, sondern ich selbst. Irgendwann kam ein Anruf. Die Tierärztin kündigte sich für zwanzig vor eins an. Jetzt wurde es hektisch, denn du saßt ganz hinten im Schrank, als ahntest du armes Ding jetzt doch, was dir bevorstand. Jede Art von Hektik und Stress hatte ich eigentlich vermeiden wollen, dir zuliebe, doch zu spät, beide waren längst da, brachen über mir zusammen wie eine riesige Flutwelle. Ich zog dich aus dem Schrank und drückte dich fest an mich, meine Unruhe übertrug sich auf dich, je mehr ich versuchte, die Angst und die Panik in mir herunterzuschlucken. Ich zitterte längst unkontrolliert und mir war so schlecht, dass ich ernsthaft überlegte, ob ich nicht vielleicht einen Eimer brauchen würde. Ich hätte mich in diesem Augenblick ritterlicher verhalten müssen, und glaub mir, ich habe es versucht. Aber nichts und niemand kann einen auf diese Ausnahmesituation vorbereiten. Ich fühlte mich wie die Mörderin meiner eigenen, geliebten Katze.

Autsch! Deine Vorderpfoten sind ganz plötzlich nach vorn geschnellt und haben meinen großen Zeh in den Klammergriff genommen. Nicht so fest, dass du mich ernsthaft verletzen würdest, aber doch deutlich genug, um mir zu sagen: „Du redest doch Unsinn, dummer Mensch!“ Ich weiß Kira, ich weiß. Ich habe dich nicht ermordet und ich weiß auch, dass du das weißt. Aber es fühlt sich so verdammt danach an… jetzt beißt du sanft in meinen Zeh, eher ein Knappen, es ist erstaunlich, wie gezielt und gefühlvoll ihr eure scharfen Reißzähnchen einsetzen könnt. Okay, okay, ich höre schon auf mit diesen Selbstvorwürfen, einverstanden? Lässt du dann von mir ab? Einen Moment lang behältst du meinen Zeh umklammert und schaust mich misstrauisch an, dann fährst du deine Krallen langsam ein und deine Pfoten werden wieder rundum samtig. Du ziehst sie zurück unter deinen Körper, verschränkst sie dort und leckst dir das Mäulchen. Dein tanzender Schwanz verrät, dass du jeden Moment zu einer neuen Attacke bereit sein könntest, sollte ich weiter Unsinn erzählen. Also gut. Keine Selbstvorwürfe mehr. Während ich weiterlese, legst du deinen Kopf wieder zufrieden ab und der Schwanz kommt zur Ruhe.

Ich weiß, ich habe dich nicht ermordet. Aber es fühlt sich danach an.

„Ihr Atem rasselt schon sehr stark“, sagte die Tierärztin, nachdem sie dich nochmal abgehört hatte. „Es ist die richtige Entscheidung, sie jetzt zu erlösen und ihr noch mehr Qualen zu ersparen.“ Die richtige Entscheidung?! Wieso fühlte sie sich dann so falsch an? Ich schluckte meine Übelkeit mühsam hinunter. Die Tierärztin gab dir als erstes eine Beruhigungsspritze, gegen die du dich nach Kräften wehrtest, wie du es auch sonst immer bei Impfungen getan hattest. Doch das Mittel schien rasch zu wirken: Du saßt jetzt ganz ruhig auf meinem Schreibtischstuhl und wir streichelten und bürsteten dich liebevoll, während deine Äuglein langsam zufielen. „Als nächstes bekommt sie ein Narkosemittel“, erklärte die Ärztin, während sie eine weitere Spritze aufzog. Ich hielt dich nur sanft im Nacken fest, als sich die Nadel deinem Körper näherte, da wir dachten, du wärst eh schon halb weggedämmert. Doch falsch gedacht. Selbst jetzt noch warst du eine tapfere Kriegerin. Dein schwacher Körper entfaltete noch einmal ungeahnte Kräfte. Du befreitest dich aus meinem lockeren Griff und machtest einen Satz quer durchs ganze Zimmer, fauchend und knurrend. Es war furchtbar, dich so zu sehen. Du wolltest nicht sterben, das wurde mir in diesem Augenblick noch einmal ganz klar. Du wolltest leben. Aber was wäre ich für eine Katzenhalterin, was wäre ich für eine beste Freundin, wenn ich dich noch ein paar Stunden oder Tage länger leben lassen würde, nur damit du dann qualvoll ersticken müsstest? Ich wusste, dass ich das nicht mit ansehen konnte. Aber das, was sich jetzt gerade abspielte, konnte ich eigentlich genauso wenig mit ansehen. Ich hatte mir den Begriff „Einschläfern“ irgendwie immer friedlicher vorgestellt. Die Szenerie hier glich eher einem Kampf um Leben und Tod. Ich hatte dir jeglichen Stress ersparen wollen. Es tut mir leid, dass ich nicht besser darin gewesen bin. Die Narkose wirkte jetzt, endlich. Du warst in einem letzten Anflug von Lebensenergie auf die Fensterbank gesprungen und hattest dich dort seitlich hingelegt. Dein Hinterbeinchen sank jetzt immer weiter herab, du schliefst ein. Dennis nahm dich hoch und legte dich auf meinen Schoß. Wir streichelten dich und beobachteten dein schweres, pumpendes Atmen, das immer langsamer wurde.

„Das hier ist die letzte Spritze“, sagte die Ärztin, während sie eine besonders große Ampulle aufzog. „Du bist so tapfer, mein Mädchen“, hauchte ich dir zu, während die Ärztin die Spritze an deinem Hinterleib ansetzte. „Mein liebes, tapferes Mädchen. Bitte verzeih mir. Bitte verzeih mir. Bitte verzeih mir.“ Ich wiederholte diesen Satz wie ein Mantra, während dein Atem immer flacher wurde. Dann hob und senkte sich dein Bauch nicht mehr. „Ihr Herz schlägt noch, ganz schnell“, sagte Dennis, der die Hand auf deiner Brust hatte. Es war 13.04 Uhr, als schließlich auch dein Herzchen stillstand. „Sie hat es geschafft“, flüsterte die Tierärztin, als sie dich ein letztes Mal abgehört hatte. „Nehmen Sie sich alle Zeit, die Sie brauchen. Ich finde allein raus.“ Sie packte ein und verschwand. Und wir saßen da mit unserer wunderschönen, aber toten Katze auf dem Schoß. Du warst auf einmal sehr schwer. Sehr viel schwerer als du lebend jemals gewesen warst. Deine Augen standen leicht offen und die Zunge hing dir aus dem Mäulchen. Ich saß einfach nur da und konnte nichts, nicht einmal weinen, während Dennis an meine Schulter gelehnt heftig weinte. Nach ein paar Minuten, oder Stunden, oder Tagen oder Wochen, ich weiß es nicht, denn Zeit spielte keine Rolle mehr, nahm Dennis dich vorsichtig hoch und legte dich in deine Box. Dein Körper zuckte – letzte Muskelregungen, die nichts mehr mit Leben zu tun hatten. Dennoch verstörten sie mich derartig, dass ich das Zimmer sofort verlassen musste, da ich den Eindruck hatte, zu ersticken.

Bis zum letzten Atemzug – für immer.

Ich ging hinunter und rief das Tierkrematorium in Darmstadt an, das wir uns vorab herausgesucht hatten. Meine Finger zitterten nicht mehr, als ich die Nummer wählte, aber ich spürte auch sonst nichts, funktionierte wie ein Roboter. Am anderen Ende meldete sich eine freundliche, fröhliche Frauenstimme. „Meine Katze musste eben eingeschläfert werden und ich wollte fragen, ob wir sie gleich vorbeibringen können“, hörte ich mich selbst sagen, als würde ich eine Ansage vom Band abspielen.
„Aber natürlich, wir sind immer da. Für 14 Uhr habe ich schon einen anderen Termin. Sie könnten aber gegen 14.30 Uhr da sein, gerne auch etwas später. Ich weiß Bescheid, dass Sie kommen.“ Die Frau sprach locker und melodisch, so als würden wir uns zum Kaffeetrinken verabreden. Ich weiß nicht, ob ich darüber irritiert war oder ob es mir vielleicht sogar half. Mitarbeiter eines Tierkrematoriums konnten schließlich nicht bei jedem Anruf selbst in Tränen ausbrechen. Hatte ich das etwa erwartet? Keine Ahnung.
„Okay. Muss ich bis dahin irgendwas beachten?“, fragte meine Roboterstimme.
„Es ist ein heißer Tag heute“, sagte die Frauenstimme im Wetter-Plauderton, „es wäre gut, wenn Sie sie noch eine Weile in den Keller oder an einen anderen kühleren Ort stellen könnten.“
„Ja, okay“, antwortete die Roboter-Meike, „wir stellen sie in den Keller.“
Dennis trug die Box mit dir in den Keller. Ich musste den Blick abwenden. Ich wollte nicht sehen, ob dein Körper immer noch zuckte. Und ganz bestimmt wollte ich auf gar keinen Fall, dass wir dich im Tierkrematorium noch einmal aufgebahrt sehen. Ich hatte auf der Webseite des Tierbestatters etwas von einem Abschiedsraum gelesen. Ich war mir zu 100 Prozent sicher, dass ich das nicht wollte. Der Anblick deines schlaffen Körpers auf meinem Schoß mit der heraushängenden Zunge hatte sich in meine Netzhaut eingebrannt. Ich befürchtete schon jetzt, dass diese schrecklichen Bilder all die schönen und lebendigen Erinnerungen der letzten Jahre beschädigen, vielleicht sogar überlagern würden.

Du standest also im Keller. Dennis und ich schmierten uns lustlos ein halbes Brötchen, wir hatten den ganzen Tag noch keinen Bissen gegessen. Mein Körper verlangte nach Nahrung, ohne Hunger zu verspüren. Ich kaute auf dem Brötchen rum wie auf einem Stück Pappkarton. Um kurz nach zwei machten wir uns auf den Weg. „Wir machen einen kleinen Ausflug, Kira“, hatte ich immer zu dir gesagt, wenn ich mit dir zum Tierarzt fahren musste. Du warst eine unkomplizierte Transport-Katze gewesen, hattest dein Köpfchen stets neugierig gegen das Gitter gedrückt und herumgeschnuppert. Jetzt saß ich neben deiner Box auf dem Rücksitz, die Gittertür hatten wir nicht einmal eingesetzt. Warum auch? Du würdest nicht mehr herauskommen. Wir hatten dich mit deiner Lieblings-Schmusedecke abgedeckt. Ich saß neben dir auf der Rückbank wie neben einem Fremdkörper. Die Vorstellung, dass du wirklich tot unter der Decke lagst, kam mir abstrakt und unwirklich vor. Ich traute mich aber auch irgendwie nicht, nachzuschauen.

Im Tierkrematorium wurden wir freundlich empfangen. Die Dame, mit der ich auch telefoniert hatte, nahm die Transportbox entgegen. „Ich bahre sie Ihnen noch einmal auf, dann können Sie sich von ihr verabschieden“, sagte sie, und schon ging sie nach nebenan ins Abschiedszimmer. Um Himmels willen, nein, dachte ich noch, doch ein Teil von mir war immer noch Roboter-Meike. Meine Beine trugen mich wie ferngesteuert in den Abschiedsraum, um meine Katze ein allerletztes Mal zu sehen. Ich bin nicht religiös und schon vor Jahren aus der Kirche ausgetreten, aber um zu beschreiben, wie du dort lagst, muss ich leider auf ein abgenutztes, christliches Klischee-Bild zurückgreifen: Du lagst dort wie ein kleiner Engel. Es gibt kein anderes, passenderes Wort dafür. Halb auf dem Rücken liegend, sanft eingewickelt in deine Lieblingsdecke wie ein Baby. Deine Vorderpfötchen lagen liebevoll neben deinem kleinen, schmalen Gesicht. Augen und Mäulchen waren jetzt friedlich geschlossen. Dein Körper war auf einer Art Altar gebettet, umgeben von Blumengestecke und Rosen, und an der Wand über dir prangte ein riesiges Gemälde einer bunten Regenbogenbrücke. Du sahst so wunderschön aus, jung, unschuldig und unversehrt, fast so, als wolltest du uns jeden Moment putzmunter entgegenspringen. Auch wenn es kitschig klingt: Ich habe vielleicht noch nie zuvor etwas so Schönes und Friedliches gesehen.

Jaja, schon gut, jetzt höre ich auf mit diesen blumigen Beschreibungen, die aus einem Schundroman stammen könnten und von denen einem ganz übel wird. Ich kann dein leicht genervtes Blinzeln schon richtig deuten, als du ein wenig den Kopf hebst und mich grimmig ansiehst.

Wir streichelten ein letztes Mal dein flauschiges Fell. Du fühltest dich schon ziemlich kalt an und dein Näschen war trocken. Trotzdem schien es komischerweise so, als sei jetzt mehr Leben in dir als vorhin auf meinem Schoß, wenige Sekunden nachdem dein Herz aufgehört hatte zu schlagen. Ich war froh, dass dies das letzte Bild von dir war, das sich in meine Netzhaut einbrennen würde – nicht dein zuckender Körper zu Hause. Jetzt konnte ich dich loslassen, weil ich wusste, dass du deinen Frieden gefunden hattest. Die Aufbahrung war doch keine so schlechte Idee gewesen.

Ich weiß nicht, ob es so etwas wie einen Katzenhimmel gibt. Man sagt solche Dinge immer, um sich selbst zu trösten, aber eigentlich sind sie nur religiöse Folklore. Doch wenige Tage vor deinem Tod hatte ich einen Traum von einem Ort, der mir eine Idee davon gab, wie ein Katzenhimmel aussehen könnte. Ich befand mich in einer Stadt, die ausschließlich aus Kratzbäumen und Katzenhöhlen errichtet war. Manche ragten wie Wolkenkratzer viele hunderte Meter in den Himmel. Andere waren dick wie Mammutbäume in allen nur erdenklichen Farben. Es gab Brücken und Leitern, die die „Gebäude“ miteinander verbanden. Ich konnte nicht überblicken, wie groß diese Stadt war, sie schien unendlich. Aber es war niemand hier und es war ganz still, so still wie es sonst nur in einer Wüste ist. Plötzlich kamst du mir entgegengesprungen, fröhlich gurrend und dein Näschen zum Gruß weit nach vorn ausgestreckt. Ich träumte nur diese eine, kurze Szene, dann wachte ich auf und die schreckliche Wirklichkeit, dass du mich verlassen würdest, lag wie eine Bleikugel in meinem Magen. Aber vielleicht bist du jetzt an diesem Ort, den ich im Traum gesehen habe. In deiner eigenen, unendlichen Stadt aus Plüsch und Sisal.

Diese Vorstellung scheint dir sehr zu gefallen. Du drehst dich auf den Rücken, verdreht wie ein Fragezeichen, und streckst mir dein flauschiges, schwarz gepunktetes Bäuchlein zum Kraulen entgegen. Aus dieser Perspektive siehst du immer aus wie ein Mini-Gepard. Es fühlt sich an, als würde man direkt in eine Wattewolke hineingreifen, wenn man die Finger in deinem dichten Pelz vergräbt. Ach Kira, wie soll ich das alles je ohne dich schaffen!

Verdreht wie ein Fragezeichen. Und der Bauch so weich, als würde man in eine Wattewolke hineingreifen.

Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass uns noch ein paar mehr gemeinsame Jahre auf diesem Planeten vergönnt gewesen wären. Unsere gemeinsame Geschichte fühlt sich einfach noch nicht „fertig“ an – sie wurde jäh unterbrochen, einfach abgehackt. Ich habe große Angst, dass ich die vielen kleinen Details, die unser Zusammenleben erst so besonders und einzigartig gemacht haben, mit der Zeit vergessen werde. Dein zartes, helles Gurren, mit dem du damals schon im Tierheim auf dich aufmerksam machtest. Die vielen Schattierungen und Farbmuster in deinem Fell, die je nach Lichteinfall anders schimmerten und an denen wir uns nie satt sehen konnten. Wie gut und flauschig diese Stelle an deinem Köpfchen geduftet hat, der kleine Bereich genau zwischen rechtem Ohr und Auge. Der Gedanke daran, dass all diese Erinnerungen verblassen werden, macht mich gerade schier wahnsinnig. Noch schaffe ich es nicht, die Abdrücke deines Näschens von den Fensterscheiben zu wischen, denn es wäre das letzte Mal, dass ich deine Nasenabdrücke wegwische. Noch schaffe ich es nicht, die vielen Haare von deinem Lieblings-Stuhl im Esszimmer zu saugen, denn es wäre ja das letzte Mal, dass ich sie wegsauge. Es würde sich falsch anfühlen, so als würde ich dadurch das Vergessen noch beschleunigen. Also bleiben deine Spuren erst einmal zurück, sichtbar an Fensterscheiben und auf Sitzbezügen und unsichtbar, aber so viel tiefer in unseren Herzen. Ich weiß nicht, ob ich je wieder bereit bin für eine neue Katze.

Autsch, wieder mein Zeh in deinem Klammergriff. Willst du mir etwa sagen, ich soll eine neue Katze haben? Aber keine wird je so sein wie du, Kira! Ich würde alle immer nur mit dir vergleichen und dagegen könnten sie nur abstinken, zu 100 Prozent! Eine Seelenkatze kann man doch nur ein einziges Mal im Leben haben, oder? Autsch, okay, du siehst das anscheinend anders. Aber noch nicht, in Ordnung? Ich weiß nicht, wann ich zu diesem Schritt bereit bin, aber ich verspreche dir, dass ich mich damit auseinandersetzen werde, wenn ich soweit bin. Ist das ein Kompromiss? Dein Klammergriff lockert sich. Jetzt leckt deine kleine, rosafarbene, raue Zunge meinen Zeh liebevoll, von oben bis unten und wieder zurück. Also lese ich weiter.

Noch sind die Trauer und die Wut über deinen zu frühen Verlust und über dein Leiden zu frisch, um etwas anderes als Schmerz zu empfinden. Du hast all das nicht verdient. Es ist so unfair. Es ist so brutal. Und darüber bin ich so wütend auf das Universum oder auf wen auch immer, der das zu verantworten hat. Ich weiß aber, dass der Schmerz irgendwann, vielleicht in Wochen, vielleicht in Monaten, einem Gefühl der Dankbarkeit weichen wird. Wenn der Schmerz, den ich jetzt empfinde, der Preis für die vielen fröhlichen Jahre und wunderbaren Momente mit dir ist, bin ich gerne bereit, ihn zu bezahlen. Eines jedenfalls steht fest: An jenem Wintermorgen des Jahres 2012 vom Parkplatz der Zeitungsredaktion aus im Tierheim anzurufen und zu fragen: „Ist die Veltine noch da?“ war eine der besten Entscheidungen meines Lebens.

Ich liebe und vermisse dich so sehr, mein kleiner Schatz. Dein Menschlein: Meike

Mein Brief ist zu Ende. Es gibt nichts mehr vorzulesen. Ich schaue von meinen Notizen hoch und du bist nicht mehr da.

Copyright Text und Fotos: Meike Mittmeyer-Riehl, 2021

Veröffentlicht von Meike Mittmeyer-Riehl

Mein Name ist Meike, ich bin Anfang 30 und komme aus Südhessen. Ich bin Journalistin und arbeite derzeit halbtags als Pressesprecherin einer Kommune und nebenher freiberuflich für die Zeitungen im VRM-Verlag. Ich liebe es, durch die Welt zu reisen, Neues zu entdecken, in Pfützen zu springen, stundenlang in die Sterne zu schauen, bei Rockkonzerten laut mitzusingen und meine Katze zu streicheln.

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